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Pflichtteil Sohn und Tochter: Pflichtteilsanspruch berechnen

Foto Dr. jur. Stephan Seitz
Autor:
20. September 2024
Ihre Lesezeit: 4 Minuten
               

Rechtliche Hinweise: Keine Rechtsberatung, alle Angaben ohne Gewähr.
Icon Pflichtteil Sohn und Tochter Die schnelle Antwort

Das deutsche Erbrecht hat eine Besonderheit eingebaut, um die grundlegenden Interessen und Rechte der engsten Familienmitglieder zu schützen, selbst wenn sie in einem Testament oder einem Erbvertrag nicht bedacht oder sogar bewusst ausgeschlossen wurden. Diese Schutzvorrichtung wird als Pflichtteilsrecht bezeichnet. Das Pflichtteilsrecht stellt sicher, dass enge Angehörige, insbesondere die Söhne und Töchter des Verstorbenen, einen Mindestanteil vom Erbe erhalten. Auch wenn der Erblasser in seiner letzten Willenserklärung entschieden hat, eines oder mehrere seiner Kinder nicht zu bedenken, tritt das Pflichtteilsrecht in Kraft. Dadurch wird gewährleistet, dass der Sohn oder die Tochter nicht vollständig von der Erbschaft ausgeschlossen werden und eine finanzielle Absicherung erhalten, die ihrem Status als direkte Nachkommen gerecht wird.

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Was genau versteht man unter dem Pflichtteil?

Der Pflichtteil im Erbrecht ist ein fundamentales Konzept, das dafür sorgt, dass bestimmte nahe Angehörige, selbst wenn sie in einem Testament oder Erbvertrag nicht berücksichtigt oder sogar ausgeschlossen wurden, einen Mindestanteil am Erbe des Verstorbenen erhalten. Dieser Mindestanteil entspricht der Hälfte des gesetzlichen Erbteils, den der pflichtteilsberechtigte Angehörige ohne Testament erhalten hätte.

Zum Beispiel: Ein Sohn, der gesetzlich als alleiniger Erbe vorgesehen ist, aber durch das Testament des Erblassers übergangen wurde, hat trotzdem Anspruch auf den Pflichtteil. Dieser Pflichtteil wäre in diesem Fall die Hälfte der gesamten Erbschaft, die dem Sohn gesetzlich ohne Testament zustehen würde.

Welche Personen sind pflichtteilsberechtigt?

Das Erbrecht definiert klar, welche Personen anspruchsberechtigt sind, wenn es um den Pflichtteil geht. Dazu gehören in erster Linie die direkten Abkömmlinge des Erblassers: das sind seine Söhne und Töchter, aber auch Enkel und Urenkel. Dabei ist zu beachten, dass nicht nur leibliche Söhne und Töchter pflichtteilsberechtigt sind, sondern auch Stiefkinder und adoptierte Kinder. Diese werden im Erbrecht genauso behandelt wie die leiblichen Söhne unt Töchter des Erblassers, vorausgesetzt, sie wurden rechtlich adoptiert. Es zeigt sich also, dass das Erbrecht einen besonderen Schutz für die direkten Nachkommen eines Verstorbenen vorsieht, um ihre finanziellen Interessen zu wahren.

Ermittlung und Höhe des Pflichtteils für Sohn oder Tochter

Der Pflichtteil ist grundsätzlich der monetäre Wert, der einem gesetzlichen Erben zusteht, wenn er durch ein Testament oder einen Erbvertrag von der Erbschaft ausgeschlossen wurde. Er beträgt in der Regel die Hälfte des Wertes, den der Pflichtteilsberechtigte nach der gesetzlichen Erbfolge erhalten hätte.

Für Söhne und Töchter des Erblassers ist dies besonders relevant. Nach deutschem Erbrecht würden leibliche und adoptierte Kinder (ohne Testament oder Erbvertrag) zu gleichen Teilen erben, wenn der verstorbene Elternteil keine Ehegatten oder Lebenspartner hinterlässt. Ist allerdings ein Testament vorhanden, das die Tochter komplett von der Erbschaft ausschließt, so hat die Tochter immer noch einen Anspruch auf den Pflichtteil. Dieser Pflichtteil entspricht der Hälfte des Wertes, den die Tochter nach der gesetzlichen Erbfolge ohne Testament erhalten hätte.

Pflichtteil Sohn und Tochter

Ein einfaches Beispiel zur Veranschaulichung: Angenommen, ein Erblasser hinterlässt ein Vermögen von 200.000 Euro und hat einen Sohn und eine Tochter. Würde er kein Testament hinterlassen, erben beide Kinder je 100.000 Euro. Setzt der Erblasser jedoch den Sohn im Testament nicht als Erben ein, so hat er dennoch einen Anspruch auf den Pflichtteil, der in diesem Fall 50.000 Euro beträgt, also die Hälfte des gesetzlichen Erbteils.

Bei der Bestimmung dieses Wertes spielt nicht nur das unmittelbar vorhandene Vermögen eine Rolle, sog. Pflichtteilsergänzungsanspruch. Ebenso sind Schenkungen zu berücksichtigen, die der Erblasser in den letzten zehn Jahren vor seinem Tod gemacht hat, da sie unter Umständen den Pflichtteil schmälern könnten. Es ist also von entscheidender Bedeutung, nicht nur das aktuelle Vermögen, sondern auch vergangene finanzielle Transaktionen in die Berechnung einzubeziehen.

Zudem sind alle Schulden und Verbindlichkeiten des Erblassers bei der Ermittlung des Nachlasswertes abzuziehen. Dies gewährleistet, dass der Pflichtteil anhand eines realistischen und gerechten Wertes des tatsächlichen Vermögens berechnet wird. Für Söhne oder Töchter, die einen Pflichtteilsanspruch geltend machen wollen, ist es außerdem wichtig zu wissen, dass sie ein Auskunftsrecht über den gesamten Nachlass haben. Dies ermöglicht ihnen, eine genaue und umfassende Übersicht über das Vermögen und die Verbindlichkeiten des Verstorbenen zu erhalten und somit den ihnen zustehenden Pflichtteil korrekt zu bestimmen.

Ausschluss des Pflichtteils und seine Voraussetzungen

Das deutsche Erbrecht sieht zwar vor, dass nahe Angehörige, insbesondere Sohn und Tochter, durch das Pflichtteilsrecht geschützt sind, aber es gibt auch Situationen, in denen dieser Anspruch entzogen werden kann. Der Ausschluss des Pflichtteils ist allerdings an strenge Voraussetzungen gebunden und nicht leicht umzusetzen.

Ein häufig genannter Grund für den Ausschluss des Pflichtteils ist die schwere Verfehlung des Kindes gegenüber dem Erblasser. Dies kann beispielsweise eine schwere Misshandlung oder ein anderes schwerwiegendes Vergehen sein. Es reicht jedoch nicht aus, dass zwischen dem Erblasser und dem Sohn Meinungsverschiedenheiten oder Streitigkeiten existierten. Das Vergehen muss von solch gravierender Natur sein, dass es den Erblasser rechtfertigt, die Tochter von jeglichem Erbanspruch auszuschließen.

Wichtig ist hierbei, dass der Erblasser seinen Wunsch, die Tochter oder den Sohn vom Pflichtteil auszuschließen, in einem Testament oder Erbvertrag festhält und die Gründe dafür klar und nachvollziehbar darlegt. Ein bloßer Wunsch oder eine mündliche Äußerung reicht hierfür nicht aus. Zudem ist es ratsam, die Gründe für den Ausschluss so konkret wie möglich zu beschreiben, um spätere rechtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden.

Da die Entziehung des Pflichtteils tief in die Rechte des Kindes eingreift, sollte man sich im Vorfeld genau überlegen, ob dieser Schritt wirklich notwendig und gerechtfertigt ist. Bei Unsicherheiten oder Fragen zur rechtlichen Umsetzung empfiehlt es sich, einen Fachanwalt für Erbrecht zu konsultieren.

Fazit zum Pflichtteil für Söhne und Töchter

Der Pflichtteilsanspruch von Söhnen und Töchtern stellt sicher, dass diese auch bei einer Enterbung nicht völlig ohne Erbteil bleiben. Es ist jedoch wichtig, sich sowohl als Erblasser als auch als potenzieller Erbe umfassend über die genauen Regelungen und Rechte zu informieren. Bei Unsicherheiten oder Streitigkeiten ist die Konsultation eines Fachanwalts für Erbrecht empfehlenswert.

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